Ausgehend von den aktuellen Kompetenzen einer Person entwickelt Unterstützte Kommunikation (UK) individuelle Maßnahmen für
eine bessere Verständigung und mehr Mitbestimmung im Alltag. Unterstützte Kommunikation muss die individuelle Art zu
kommunizieren nicht ersetzen, sondern kann sie ergänzen und unterstützen.
Durch Unterstützte Kommunikation können Menschen:
- besser verstehen, was um sie herum und mit ihnen passiert
- sich besser verständlich machen
- unabhängiger kommunizieren
Der Einsatz von Unterstützer Kommunikation umfasst dabei:
- körpereigene Kommunikationsformen wie bspw. Tonus, Atmung, Blicke, Bewegungen, Gesten, Gebärden sowie Laute
- nicht- elektronische Hilfsmittel wie bspw. Objekte, Fotos, Piktogramme, Symbole, Schrift, Kommunikationstafeln sowie -ordner
- elektronische Kommunikationshilfen wie u.a. sprechende Tasten (z.B. BIGmack, Step-by-Step) oder auch komplexe Sprachausgabegeräte
Brigitte Bachteler
Dienststelle: Friedrich-von-Bodelschwingh Schule Ulm
Andreas Vowinckel
Dienststelle: Schmiechtalschule Ehingen
Die Zielgruppe Unterstützter Kommunikation umfasst alle Personen, deren aktive Verbalsprache nicht ausreicht, um vollumfänglich
an ihrem Alltag teilzunehmen, Einfluss zu nehmen und entsprechend mit anderen zu interagieren. Dies sind Menschen aller Altersklassen mit
angeborenen oder erworbenen (Sprach- bzw. Sprech-) Beeinträchtigungen.
UK ist voraussetzungslos. Die Herausforderung liegt darin, für die jeweilige Person ein passgenaues Angebot aus dem Spektrum der
Maßnahmen und Hilfsmittel zu finden. In der Arbeit mit Menschen mit schwersten Behinderungen steht häufig die Schaffung von
Transparenz und Verlässlichkeit durch den Einsatz von Ritualen und Zeichen sowie die Anbahnung von Kommunikation durch das
Ermöglichen von Selbstwirksamkeitserfahrungen im Vordergrund.
Kommunikation ermöglicht Selbstwirksamkeitserfahrungen, Teilhabe und eröffnet Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf das
eigene Leben. Kommunikationsbeeinträchtigungen erzeugen Abhängigkeit und Ausgeliefertsein.
UK kann Voraussetzung schaffen, Bedürfnisse und Interessen zu äußern, Fragen zu stellen, Dinge und Situationen zu kommentieren, Informationen auszutauschen uvm.
Diese Befürchtung vieler Eltern kann durch verschiedene Studien und Erfahrungen in der Praxis entkräftet werden. Der Einsatz von
UK kann sich förderlich auf die Lautsprachentwicklung auswirken indem die unterstützt kommunizierende Person durch
Selbstwirksamkeitserfahrungen Sinn und Nutzen von Kommunikation erlebt.
Am Anfang steht eine passgenaue, auf die Interessen des UK- Nutzers abgestimmte Interventionsplanung aller Beteiligten! Eine hilfreiche
Struktur mit Impulsen finden Sie hier:
https://www.die-uk-kiste.de/themen/unterst%C3%BCtzte-kommunikation-1/interventionsplanung/
Ein wichtiger Aspekt bei der Unterstützung ist die Auswahl des Vokabulars. Dieses orientiert sich zum einen an den Interessen der Person, zum anderen an den wichtigsten, in der Kommunikation am häufigsten vorkommenden, Begriffen. Eine Auflistung dieser „100 wichtigsten Worte“ bzw. „300 wichtigsten Worte“ finden Sie hier: Vokabularauswahl - die-uk-kiste.
Ferner ist es unabdingbar sich mit der Methode des „Modellings“ auseinanderzusetzen, welche einen Weg zum Erwerb der UK- Sprache aufzeigt. Einen guten Überblick finden Sie u.a. hier: https://uk-couch.de/download-kategorie/modelling-in-der-uk/
Spracherwerb funktioniert nicht binnen weniger Wochen und Monate. Ein Kind, das die Verbalsprache erlernt, erhält über Monate
stetigen Input bevor es das erste eigene Wort spricht. Diese Zeit müssen wir auch UK- Nutzern zugestehen – mit Input in ihrer
„UK- Sprache“.
Das Vorhandensein eines Sprachausgabegerätes alleine bewirkt noch keine gelingende Kommunikation. Hierfür braucht es Zeit und kompetente Gesprächspartner, die Geduld haben und selbst ein Sprachvorbild sind. Hier sei nochmal auf das Konzept des Modellings verwiesen!
Elektrische Hilfsmittel Kommunikationshilfen fallen in den Leistungsbereich der Gesetzlichen Krankenversicherung. In welchem Umfang eine
private Krankenversicherung verpflichtet ist, die Kosten für ein Hilfsmittel zu übernehmen, hängt vom individuellen Vertrag
ab.
Hilfsmittelfirmen können Sie in diesem Prozess unterstützen, Adressen finden Sie online, u.a. auf der Seite der Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation.
- Zunächst bedarf es einer eingehenden Diagnostik in Bezug auf die Kommunikationsentwicklung: Sprach- und Symbolverständnis,
bereits genutzte Formen und Funktionen von Kommunikation, Analyse von Kommunikationsbarrieren. Wenn möglich und verfügbar, werden
vor einer Beantragung bereits Hilfsmittel wie bspw. Sprachausgabegeräte im (Schul-) Alltag erprobt, um Anhaltspunkte für eine
Versorgung zu sammeln.
- Beratungstermin mit einer Hilfsmittelfirma und der zu versorgenden Person sowie deren Eltern - Hilfsmittelfirma vorab über die zu
versorgende Person informieren - stellt bei Beratung mehrere mögliche Hilfsmittel vor - Entscheidung für ein Hilfsmittel
- Eltern besorgen ein ärztliches Attest über die Verschreibung des Hilfsmittels (bzgl. Inhalt und Wortlaut informiert die
Hilfsmittelfirma).
- Lehrer erstellen einen pädagogischen Bericht, in welchem die Notwendigkeit einer Versorgung dargelegt werden können. I.d.R.
verfügen die Hilfsmittelfirmen über Beispiel-Stellungnahmen. Wichtig: Menschen ohne Lautsprache haben einen Anspruch auf eine
geeignete und zeitgemäße Hilfsmittelversorgung!
- Pädagogische Stellungnahme sowie das ärztliche Rezept werden an die Hilfsmittelfirma weitergeleitet, welche das Hilfsmittel
bei der Krankenkasse beantragt.
- Im Falle einer Ablehnung gibt es die Möglichkeit einen Widerspruch einzulegen.
Bei Fragen können Sie sich gerne an die UK Multiplikatoren am SSA Biberach wenden. Die Kontaktdaten finden Sie oben.
Das ZSL bietet zahlreiche Fortbildungsangebote zum Thema Unterstützte Kommunikation an, zu finden hier: https://padlet.com/dieukkiste/FobiZSLsopaed
https://www.die-uk-kiste.de/
https://metacom-symbole.de/
https://uk-couch.de/
https://www.cluks-forum-bw.de/
https://www.gesellschaft-uk.org/
Informative Broschüren als kostenloser Download gibt es hier: Info-Materialien - Gesellschaft für unterstützte Kommunikation (gesellschaft-uk.org)
Ja, hierfür können Sie folgendes Formular
verwenden.